Kärm 2022 - 446 Jahre Kirchweih

Kirchweihplakat
Bildrechte Kirchengemeinde Schwebheim

Es ist wieder soweit, wir können Kirchweih feiern und unsere Kirchengemeinde ist wieder mit dabei. In unserer Kirche bieten wir am Kirchweihsonntag um15 und 17 Uhr Führungen an und auch beim Genuss der Getränke wünschen wir eine gesegnete Kirchweih. Haben Sie unsere Bierdeckel schon gesehen?

An der Nachkirchweih gibt es wieder Kaffee und Kuchen für alle Festbesucher.

 

Und hier gibt es die Kirchweihpredigt zum Nachlesen:

Liebe Schwamer Festgemeinde,

Gott sei Dank, wir können wieder richtig feiern! Nicht nur Gottesdienst, sondern auch ein wirkliches Fest! Nach zwei Jahren Corona-Pause sind wir heute wieder in der Kirche, feiern Gottesdienst, lassen es uns gut gehen. Die Kirchweih sie ruft Menschen aus Nah und Fern hierher nach Schwebheim. Sie ruft ehemalige und neue Schwamer in unseren Ort. Sie ist ein Fest, an dem wir wieder mit Freunden zusammenkommen. Ein Fest zwischen Erinnerung, Dankbarkeit, Tradition und Freude.

Es ist der 446 Gedenktag, dass die Bibrakirche geweiht wurde. Damals als Haus Gottes für eine noch junge aber wachsende Gemeinde. Die Reformation steckt mehr oder weniger noch in den Kinderschuhen und breitet sich immer weiter aus.

Das Heinrich von Bibra diese Kirche für seine evangelischen Untertanen zur Verfügung stellte, warf sicherlich auch Spekulationen auf. Ein katholischer Adliger muss doch eine katholische Kirche bauen und doch erlaubt er seinen Untertanen, dass sie sich ihre Religion frei wählen dürfen. Also nicht dem katholischen Glauben anhängen müssen. Was nun wirklich dahintersteckte, können wir heute nur ahnen. Eine Liebelei? Das Liebäugeln mit der neuen Theologie? Der Wunsch nach Frieden im Dorf?

Heinrich von Bibra lässt ein Haus für Gott bauen. Aber ist das überhaupt möglich? Möchte Gott wirklich auf der Erde wohnen? Oder braucht er gar ein Haus dafür? Diese Frage finden wir auch in der Bibel. Hören wir auf das Bibelwort im ersten Buch der Könige:

 

Ja, wohnt Gott wirklich auf der Erde? Siehe, der Himmel und die Himmel der Himmel können dich nicht fassen, wie sollte es denn dieses Haus, das ich gebaut habe? Und du mögest dich zuwenden zu dem Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, JHWH, mein Gott, dass du hörst auf das laute Flehen und auf das Gebet, das dein Knecht heute vor dir betet; dass deine Augen offen sind über diesem Haus Nacht und Tag, über dem Ort, von dem du gesagt hast: Mein Name wird dort sein. Dass du hörst auf das Gebet, das dein Knecht zu diesem Ort hin betet. Und du mögest hören auf das Flehen deines Knechtes und deines Volkes Israel, das du zu diesem Ort hin betet und du, du hörst es am Ort, wo du wohnst, im Himmel. Höre und vergib!

 

Ja, wohnt Gott wirklich auf der Erde? Oder besser gesagt, wohnt Gott wirklich in unseren Kirchen?

Ja, wir bezeichnen Kirchen als Gotteshäuser. Ich denke aber kaum, dass jemand erwartet, dass Gott auch darin wohnt. Daher dürfte das Nein auf diese Frage sicherlich auch niemanden verwundern. Gott wohnt nicht in unseren Kirchen. Wie könnte er auch? Gott ist groß, größer als unsere Vorstellung, er kann Dinge, die wir uns nicht einmal zu träumen versuchen. Er kann barmherzig sein, mir fällt das manchmal schwer. Er kann Wunder tun, das kann ich bei weitem nicht. Er kann Menschen für sich begeistern, auf mich trifft das sicherlich auch nicht voll zu. Gott kann so viel mehr als wir Menschen, wie sollte er da in ein menschliches Haus passen und sei es noch so groß. Egal ob das Ulmer Münster, der Petersdom oder unsere Kirche. Nein, Gott wohnt nicht in unseren Kirchen. Dafür wären es doch auch zu viele. Gott ist kein Star, der sich eine Reihe von Landsitzen und Wohnhäusern leistet. Aber das bedeutet auch nicht, dass er nichts mit uns Menschen zu tun hat.

Wie sollte es denn dieses Haus, das ich gebaut habe?

Aber wo lässt sich Gott dann finden? Als Christen verspüren wir eine Sehnsucht unserem Gott nahe zu sein, weil er eine Beziehung zu uns haben möchte und wir zu ihm. So wie wir es im Evangelium gelesen haben. Auch Zachäus möchte Gott Nahe sein, weil er von ihm gehört hat. Er hat eine Neugier, ob diese Geschichten über Gott und Jesus wirklich stimmen. Und so geht es auch heute vielen Christen. Sie suchen Gott in ihrer Welt.

 

Aber Gott ist uns auch nicht fern. Wir finden ihn in seiner Schöpfung immer wieder. Im Grashalm am Weg, im Lachen eines Kindes, im Gespräch mit einem vertrauten Menschen. In alldem begegnet uns ein Stückweit Gott selbst, so wie Christus Zachäus begegnet ist. Ihn gesehen hat, obwohl alle anderen ihn wegdrängten. Aber wenn Gott nun uns sieht, wenn Kirchen keine Wohnungen für Gott sind, brauchen wir dann überhaupt noch unsere Kirchen?

 

Diese Frage kann ich mit einem klaren Ja beantworten. Unsere Kirchen sind wichtige Orte, denn für viele Menschen sind sie die Orte, die einen aus dem Alltag herausholen. Vielleicht gerade weil sie ein Ort der Ruhe sind und gleichzeitig ein Ort des Feierns. Gerade in der Pandemie haben Menschen nach solchen Rückzugsorten gesucht.

Und nun ist es aber auch gut, dass wir wieder feiern können, dass es unsere Kirche gibt, die uns einen solchen Ort des Rückzugs bietet. Entweder allein, in der Stille im Gespräch und Gebet mit Gott oder in der Gemeinschaft, bei Gottesdiensten, Andacht oder Musik.

 

In Kirchen dürfen wir Gottes Nähe spüren. Er braucht keine Wohnungen, die wir ihm bauen. Wir dürfen bei ihm wohnen, in mitten seiner Schöpfung. Er ist in dieser Welt zuhause und schenkt uns einen Lebensraum – Einen Raum des Lebens. Und zu diesem Leben gehören eben auch Feste, wie das der Kirchweih. Wir feiern nicht Kirchweih, weil wir es geschafft haben für Gott ein Haus zu bauen, sondern wir feiern Kirchweih, weil wir Orte gefunden haben in denen wir Gott nahe sein können.

Wir feiern Kirchweih, weil wir hier in Schwebheim seit 446 einen Ort haben, an dem wir zusammenkommen können. Einen Ort, der in vielen Notsituationen Menschen Trost und Heimat gegeben hat. In den Krisen des Lebens und ihrer Not haben Menschen Gottes Nähe an diesem Ort in Schwebheim gesucht. In der Gemeinschaft, oder auch allein im Gebet.

Und die Bitte aus unserem Bibelwort gilt auch heute noch: Dass Gott auf unsere Gebete hört, dass sie nicht vergebens sind. Dass er Tag und Nacht ein Auge auf uns hat.

Dieses Auge ruht auch auf uns hier in Schwebheim. Auch wenn es heißt, Gott sieht alles! So sieht ja Facebook noch mehr. Oder Instagram. Vor allem aber, dass es Zeit wurde, das Kärm wird. Der Meinung waren auch wieder unsere Planpaare.

Nicht umsonst sind sie schnell zu beruhigen, wenn das Bier oder der Wein parat steht. So lässt sich‘s aushalten. Die tut nix, die will nur Wein. Oder bei den Planburschen dann halt das Bier. Aber denkt dran: Bier auf Wein – das lass sein!

Und Gott sei Dank seid ihr, liebe Planpaare nun alle wieder pünktlich zur Kärm fit. Kein gebrochener Arm, vielleicht noch der eine oder andere Kater von gestern, aber später wenn das Tanzbein geschwungen wird, seid ihr wieder voll in Eurem Element. Da ist es dann vorbei mit dem Wehklagen nach der langen Nacht, da steht dann wieder der Spaß im Vordergrund.

Gott sei Dank können wir heuer feiern – wie früher. Auf unsere Schwamer Kärm.